Schmitt geht bei den Schützen in die Verlängerung
Schützenmeister macht noch einmal weiter – Michaela Osterode wird in zwei Jahren seine Nachfolgerin
Siegfried Schmitt kann's nicht lassen: Der Erste Schützenmeister des Lohrer Schützenvereins hängt noch zwei weitere Jahre dran. Bei einer Krisensitzung hatte er sich zu einem „Nachschlag“ bereit erklärt – unter der Bedingung, dass sich ein Zweiter Schützenmeister findet, der den Vorsitz in zwei Jahren übernimmt. Da Michaela Osterode bereit ist, dann seine Nachfolge zu übernehmen, wird Schmitt weiter amtieren. Bei der Jahresversammlung am Montagabend im Schützenhaus „Gänsbrunnen“ wurde Schmitt ein letztes Mal wiedergewählt. Seine Laudatio musste der langjährige Zweite Vorsitzende Herbert Lutz trotz der kurzfristigen Entscheidung von Siegfried Schmitt nicht vollständig umschreiben. „Deine Verabschiedung holen wir nach. Aber 30 Jahre als Erster Vorsitzender, das ist auch ein Anlass, sich bei Dir zu bedanken“, sagte er. Siegfried Schmitt, der wahrhaftig seit drei Jahrzehnten Erster Schützenmeister ist, sei „ein Mann der Tat, beharrlich, manchmal ungeduldig seine Ziele verfolgend“. Zunächst war er ehrenamtlich für die St.-Georgs-Pfadfinder tätig und dann erfolgreicher Handballtrainer beim TSV Lohr.
Seit 1972 ist Schmitt Mitglied im Schützenverein; er übernahm das Amt des Schriftführers, wurde dann Zweiter Schützenmeister. Sein erstes großes Projekt war der Bau des Schützenheims und der Schießanlagen am „Gänsbrunnen“.
Der so Geehrte machte bei der Jahresversammlung jedoch klar, dass er seine nunmehr 16. Amtszeit nicht ganz freiwillig antrete: „Ich habe gebeten, die Leute gedrängt und sogar mit Vereinsauflösung gedroht“, berichtete er offenherzig von seiner vergeblichen Suche nach einem Nachfolger. „Ich möchte aber nach diesen 30 Jahren nicht einfach alles hinschmeißen“, begründete er seine Kehrtwende.
Dass Schmitts „Erbin“ in zwei Jahren eine Frau wird, liegt an Michaela Osterode, die fortan Zweite Schützenmeisterin ist. Die 29-jährige Luftpistolen-Schützin ist seit 2006 im Verein und bereit, in zwei Jahren in Schmitts Fußstapfen zu treten. Ein wenig verwunderte deshalb, dass Osterode für ihre Initiative nicht die Unterstützung aller 58 bei der Jahresversammlung anwesenden Vereinsmitglieder, sondern auch recht viele Gegenstimmen erhielt. Schmitt dagegen ging mit nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung in die „Verlängerung“.
Die weiteren Wahlen brachten nur „unspektakuläre“ Änderungen; die Mitglieder nahmen die Vorschläge des bisherigen Vorstands jeweils ohne Gegenstimmen an.
Zuvor hatte die Mitgliederversammlung den Kassenbericht von Michael Singer gehört und dem Vorstand einstimmig Entlastung erteilt.
Erster Sportleiter Jürgen Stegerwald gab einen Überblick über die Erfolge der Schützen im abgelaufenen Jahr. Sportler des Vereins waren vertreten bei Gaumeisterschaften, Bezirks- und Bayerischer Meisterschaft und konnten sogar zwei Startberechtigungen für die Deutschen Meisterschaften erreichen. Besonders freute sich Stegerwald über weitere Erfolge der Jugendmannschaften. Für ihre Leistungen in den Rundenwettkämpfen erhielten folgende Schützen Auszeichnungen: Andrea Ruf, Tobias Schwack (Schnur grün), Reinhard Gerner, Michael Wirth (Eichel grün), Gerhard Ziegler (Schnur silber), Hermann und Margarete Eiden (Eichel silber), Pius Väth, Udo Wagner, Georg Heim (Plakette silber), Ralf Neubauer (Plakette gold) und Michael Singer (Eichenlaub gold).
Mit großer Mehrheit genehmigte die Versammlung die Pläne für die Modernisierung der Schießstände, die Siegfried Schmitt präsentierte. Bei der 10-Meter-Anlage werden die Pappscheiben durch eine elektronische Auswertung ersetzt; das Ergebnis wird dem Schützen auf einem Monitor angezeigt. Die 25-Meter-Anlage erhält einen neuen Kugelfang. Die Veranstaltung zur Fertigstellung soll im Juli stattfinden, „Vielleicht können wir das am 24./25. zusammen mit unseren Schweizer Gästen aus Balsthal feiern“, freute sich der Erste Schützenmeister.
Wehmütig stimmte Schmitt, dass der 57. Bezirksschützentag am 29. März in Marktheidenfeld ausgetragen wird und nicht in Lohr. „Ohne Stadthalle war das nicht machbar“, konnte er sich einen Seitenhieb nicht verkneifen.
Auf der Tagesordnung der Versammlung standen auch zahlreiche Ehrungen und die Ernennung von zwei Ehrenmitgliedern. Ernst Bauer kam als Jugendlicher zum Schützenverein. Seit über 30 Jahren arbeitet er im Beirat mit; Unterstützung in Rat und Tat kam von ihm auch bei den Bauprojekten des Vereins, sowohl beim alten „Dachsbau“ als auch beim jetzigen Heim am „Gänsbrunnen“. Eine „historische Dimension“ hat die Ehrenmitgliedschaft für Helga Schmitt; sie ist die erste Frau mit dieser Auszeichnung im Verein. Die Kleinkaliberschützin sei das für den Verein, was man als „Mutter der Kompanie“ bezeichnen könnte, sagte Siegfried Schmitt.
Für 40 Jahre Mitgliedschaft erhielt Rainer Greulich ein Ehrenzeichen, für 25 Jahre Eberhard Kühn. Ganz besonders dankte der alte und neue Erste Schützenmeister seinem langjährigen „Zweiten“, Herbert Lutz.
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